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Landrat Dr. Ludwig verleiht Umwelt- und Agenda 21-Preis an den Markt Flachslanden

Für ihr Engagement im Bereich des Natur- und Umweltschutzes wurden vier vorbildliche Projekte von Landrat Dr. Jürgen Ludwig mit dem Umwelt- und Agenda 21-Preis ausgezeichnet. Mit dem vom Landkreis Ansbach ausgelobten Preis werden im zweijährigen Rhythmus freiwillige Maßnahmen honoriert, die zur Sicherung und Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlage beitragen. „Natur- und Umweltschutz liegt mir sehr am Herzen und ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Daher freut es mich besonders, dass wir mit dem Agenda-21-Preis besonders gelungene Projekte, die einen nachhaltigen Beitrag zur Entwicklung unseres Landkreises leisten, unterstützen können“, so Landrat Dr. Ludwig. Der Wettbewerb für die diesjährige Verleihung des Agenda 21-Preises fand bereits im vergangenen Jahr statt. Im Rahmen der neu gegründeten Initiative „Artenlandkreis Ansbach“ wurden dieses Mal insbesondere Projekte gesucht, deren Schwerpunkt auf dem Erhalt und der Förderung der Biodiversität und des Artenschutzes liegen.

Neben den „Birnenfreunden Ansbach“, der Jugendgruppe „Maulwürfe“ und der Grundschule Gebsattel, nahmen Hans Henninger und Uli Meßlinger den Preis für das Projekt „Artenvielfalt und Wasserrückhaltung Hand in Hand“ in Höhe von 750 Euro Preisgeld für den Markt Flachslanden entgegen. Aufgrund des Hochwasserereignisses im Jahr 2016 hat der Marktgemeinderat in Flachslanden ein Gewässerschutzkonzept mit integriertem Hochwasserschutzkonzept entwickelt und eine Teilnahme am Projekt „bodenständig“ beschlossen. Neben diesen zeitaufwändigen und mittelfristig angelegten Bemühungen wurden als schnell umsetzbare Maßnahme eine Sanierung und Optimierung von Rückhaltebecken ins Auge gefasst. Die durch die Flurbereinigung angelegten Gewässer dienen gleichzeitig dem Artenschutz und dem Biotopverbund. Durch die Maßnahme konnten bereits ca. 1.000 cbm zusätzliches Rückhaltevolumen geschaffen werden, das den Oberflächenabfluss verzögert und verringert. Außerdem konnte auch eine größere Konzentration von Laichgewässern und Populationen des Laubfrosches beobachtet werden.

Hierbei galt es einen Zielkonflikt zu vermeiden: Denn im Zuge der Flurbereinigung angelegte Gewässer und Rückhaltebecken sollten gleichzeitig auch dem Artenschutz und dem Biotopverbund dienen. Dies hat speziell beim Laubfrosch außergewöhnlich gut funktioniert und zu einer der größten Konzentrationen von Laichgewässern und Populationen des Laubfrosches in Westmittelfranken geführt. Mit der natürlichen Sukzession, dem Zuwachsen der Gewässer mit Großröhricht und Gehölzen, hat sich die Zahl und Qualität der Laubfrosch-Laichgewässer allerdings wieder deutlich verschlechtert. Auch aus Artenschutzgründen war es daher geboten, Optimierungsmaßnahmen an Gewässern durchzuführen. In dieser Situation gilt es, den Umgang mit den betroffenen Gewässern so zu organisieren, dass die beiden, teilweise konkurrierenden Ziele Wasserrückhaltung und Artenschutz gleichermaßen erreicht werden können. Dazu wurde zunächst eine Schnittmenge von Gewässern ausgewählt, an denen Artenschutzmaßnahmen erforderlich sind und Wasserrückhaltung möglich und sinnvoll erscheint. Die entstehende Liste wurde priorisiert. Mit dem Projekt boden:ständig erfolgte eine Abstimmung derart, dass die gelisteten Gewässer vorrangig nach Artenschutzkriterien und in enger Abstimmung mit Unterer und Höherer Naturschutzbehörde gemanagt werden sollen.

Dazu wird jeden Sommer ein Jahresprogramm erstellt und ein Antrag zur Förderung über das hierfür ideal geeignete Instrument, die "Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien" (LNPR) bei den Naturschutzbehörden eingereicht. Nach Genehmigung der Maßnahmen und ihrer Förderung werden jeweils zusammen mit dem LPV Mittelfranken die zu entfernenden Gehölze und auszubaggernden Bereiche markiert. Das mosaikartige Auslichten von zu dichtem Gehölzbewuchs erfolgt dann durch örtliche Feuerwehr und weitere Vereine (Deutsch-Französischer Partnerschaftsverein, CVJM, Verein für Gartenbau und Landespflege) mit inzwischen weit über 100 Teilnehmer*innen. Das Schnittgut wird gehäckselt und von der Fa. Neue Energie Markt Flachslanden uG für den Betrieb des örtlichen Nahwärmenetzes verwertet. Die Erdarbeiten werden an Firmen aus dem Landkreis Ansbach vergeben. Unter fachkundiger Aufsicht erfolgt jeweils ein schonendes, mosaikartiges Ausbaggern unter Erhaltung von Beständen seltener und auch wenig wüchsiger, für Amphibien günstiger Pflanzenbestände. Mit der Materialabfuhr werden örtliche Landwirte beauftragt unter der Prämisse, dass das Bodenmaterial zur Bodenverbesserung auf Ackerflächen aufzubringen ist.

Seit 2016 sind an acht Stellen insgesamt 18 Tümpel und Rückhaltebecken neu angelegt bzw. entschlammt, vertieft und/oder von zu dichtem Röhrichtbewuchs befreit worden. An weiteren zehn bereits vorhandenen Gewässern sind v.a. für Amphibienschutz Gehölze stark ausgedünnt worden. Neun dieser Gewässer liegen in Natura 2000-Gebieten, hier hat die Gemeinde ihren Anteil zur Förderung nicht nur des Laubfrosches, sondern auch der FFH-Arten Kammmolch geleistet. Bereits 2011 war nach dem gleichen Prinzip der "Weihergraben" (Abfluss des "Badeweihers" naturnah umgestaltet, d.h. aufgeweitet und mit zahlreichen Gumpen versehen worden. In Zukunft  ist an weiteren neun Stellen die Neuanlage oder Optimierung von rund 15 Gewässern geplant.  Bisher ist im Zuge der Maßnahmen ca. 1.000 cbm zusätzliches Rückhaltevolumen geschaffen worden, das den Oberflächenabfluss verzögert und verringert und das über Versickerung und Verdunstung Grundwasser und Lokalklima zugutekommt.

Letztendlich haben von den Maßnahmen nicht nur gefährdete Tierarten (v.a. Amphibien, Libellen), Artenvielfalt und Biotopverbund sowie die Wasserrückhaltung profitiert, sondern auch unsere Landwirte und Vereine, regionale Erdbaufirmen und - last not least - auch das öffentliche Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge.

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Bild: v.l.n.r. Giselher Mätschke, Susanne Wolf, Norbert Metz, Landrat Dr. Jürgen Ludwig, Bürgermeister Hans Henninger, Heidi Seybold, Ulrich Meßlinger, Petra Müller, Waltraud Berger.
Bisher ausgeführte (rot) und geplante Maßnahmen (schwarz)
Mosaikartige Entlandung des Rückhaltebecken am Kemmathbach 2016
Gehölzauflichtung in Rückhaltebecken zwischen Borsbach und Birkenfels