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Blick in die Oberpfalz: Wie können Risiken durch Sturzfluten abgemildert

Erstellt von Fritz Arnold |

Flachslanden und Obernzenn wurden am 29. Mai 2016 von Hochwasserfluten nicht gekannten Ausmaßes getroffen. Inzwischen haben hier und auch andernorts Starkniederschläge Bodenabschwemmungen von den Hängen verursacht Keller volllaufen lassen und sind zu einem brisanten Thema geworden.

Um derartige Schäden, auch verstärkt durch den erkennbaren Klimawandel, in Grenzen zu halten, hat das bayerische Landwirtschaftsministerium das Projekt „boden:ständig“ aufgelegt. Ziel ist es, dass der Boden möglichst dort bleiben soll, wo er den Landwirten Ertrag bringt, nicht den Bürger schädigt, in dem er sich in Keller ergießt und Gewässer beeinträchtigt. Bei dem Amt für Ländliche Entwicklung in Ansbach ist dafür als Projektleiter Jakob Meier zuständig. In Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Manfred Winhart sucht er, Wege zu finden, wie auf freiwilliger Basis und in Zusammenarbeit mit den Kommunen, Grundeigentümern und Fachbehörden anstelle von Großbaumaßnahmen Wege gefunden werden können, wie Bodenabschwemmungen verhindert und der Wasserabfluss durch kleinere Rückhaltungen oder Wegeerhöhungen gedrosselt werden können.

Ein Vorreiter auf diesem Gebiet ist die Ortschaft Hagenohe, ein Ortsteil von Auerbach in der Oberpfalz. Hierhin machte sind nun eine 40-köpfige Delegation aus den Gemeinden Flachslanden, und Obernzenn sowie einige Interessierte aus Ergersheim und Rohr, begleitet von den Bürgermeistern Hans Henninger und Markus Heindel sowie ihrer Lehrberger Kollegin Renate Hans aus Lehrberg auf den Weg, um sich zu informieren, wie man hier versucht, mit dem Problem fertig zu werden. Wie Borsbach und Sondernohe liegt Hagenohe in einer Mulde unterhalb von hängigen landwirtschaftlichen Grundstücken.

Die dreiseitige Hanglage rund um Hagenohe war Grund dafür, dass bei Starkregen-Ereignissen Erde von landwirtschaftlichen Flächen immer wieder abgeschwemmt wurde und das Dorf mit Wasser und Schlamm geflutet wurde.

Erste Überlegung, auf kommunaler Ebene und mit Hilfe des Wasserwirtschaftsamtes dem Problem Herr zu werden, erwiesen sich als nicht durchführbar, bis man auf das Programm „boden:ständig“ stieß, das über das Amt für Ländliche Entwicklung läuft und dort zu 85 Prozent finanziert wird, berichtete der Ortssprecher von Hagenohe.

Landwirt Werner Bauer und Ortssprecher Martin Schleicher berichteten, dass die Bauern anfangs skeptisch waren, dass sie durch den Bau von Wasserrückhaltungen viel Land verlieren würden. Heute stellt Werner Bauer fest, dass alle positiv überrascht sind und keine Kritik kommt.

Als eine der wirksamsten Maßnahmen erwies es sich, an einigen Stellen in Mulden die Wege zu erhöhen und mit einem mönchsähnlichen Bauwerk den Abfluss zu bremsen. Ferner wurden Straßengräben verbreitert und zum Teil mäandernd ausgebaut, damit das Wasser langsamer abfließt.

Ergänzend dazu war die landwirtschaftliche Beratung tätig, so dass nun viel mehr Zwischenfrüchte angesät wurden und der Mais in der Regel als Mulchsaat erfolgt. Die Berater des dortigen Erzeugerringes hatten bei den Landwirten eine sehr hohe Akzeptanz erfahren. Mulchsaat, flache und schonende Bodenbearbeitung und viele weitere Maßnahmen erweisen sich als sehr wirksam gegen den raschen Wasserabfluss von den Äckern, wurde berichtet.

Nach Angaben des Planers Andreas Fetsch, wurden für Baumaßnahmen beispielsweise auf einer Wiese nur 2,68 Prozent der Fläche benötigt, obwohl ein weitaus größerer Teil des Grundstücks bei Oberflächenabfluss als Rückhalteraum zur Verfügung steht. Nach seinen Worten wurden die Rückhaltungen so ausgelegt, dass sie 60 Liter Regen auf den Quadratmeter zurückhalten können. Dabei sei allen Praktikern und Fachleuten klar, das Sturzfluten von mehr als 100 Liter in kürzester Zeit nicht völlig zurückgehalten werden können. Doch müsse versucht werden, dass in einer Kombination verschiedener Maßnahmen möglichst viel Wasser auf den Äckern bleibt. Dazu gehört es, die Speicherfähigkeit des Bodens zu verbessern, weiterhin bewirtschaftbare Wasserrückhalteräume zu schaffen und durch Boden- und Landschaftsstrukturen zur Verlangsamung des Wasserabflusses beizutragen.

In den Gemeinden Flachslanden und Obernzenn haben inzwischen Planungsbüros die Geländesituation aufgenommen und sind dabei, Vorschläge auszuarbeiten, die voraussichtlich Ende des Winters mit den Gemeinden und den Grundeigentümern beraten werden sollen.

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Zuerst war die Skepsis bei den Bauern groß, dass sie viel Land verlieren würden, erklärte Werner Bauer (rechts) doch jetzt ist man positiv überrascht und es kommt keine Kritik mehr. In der Mitte der Planer Andreas Fetsch. Links Flachslandens Bürger-meister Hans Henninger. Foto: Fritz Arnold