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Hans Schühlein berichtet über große Trockenheit 1947

Erstellt von Fritz Arnold |

Während der Trockenheit und Hitze werden viele Vergleiche zu ähnlichen Trockenjahren wie 2015, 2003 und 1976 gezogen. Doch 1947 war die Situation weitaus schlimmer. Nur die Leute werden weniger, die dieses Jahr noch bewusst erlebten. Zu ihnen gehört Hans Schühlein aus Kellern. Er hat dieses Katastrophenjahr in seinen Lebenserinnerungen festgehalten. Die enorme Trockenheit und Ernteausfälle waren deshalb besonders schlimm, weil zwei Jahre nach dem Krieg sowieso noch bittere Not herrschte und es auch aus dem Ausland kaum Zufuhren gab.

So hat der 85-jährige ehemalige Landwirt festgehalten, dass am Fronleichnamstag, dem 5. Juni, das letzte Gewitter mit ergiebigem Regen niederging. Dann reihte sich ein Hochdruckgebiet an das andere mit Temperaturen über 30 Grad. Fiel die Heuernte schon spärlich aus, weil es nach dem Krieg keinen Handelsdünger gab, so konnte ein zweiter Schnitt nur in feuchten Grundwiesen eingefahren werden. Das Getreide auf den Äckern wurde notreif und Kartoffeln und Rüben sowie Früchte der Gärten wuchsen spärlich, schreibt Schühlein. Denn die Trockenheit dauerte bis Weihnachten. Erst am zweiten Weihnachtsfeiertag setzte Regen ein. So fehlte am 22. Dezember das Löschwasser aus der Rezat, als die Hof- und Ratsapotheke in Ansbach einem Großbrand zum Opfer fiel. Wie trocken es war, kommt auch darin zum Ausdruck, dass der Sonnensee nur noch zu einem Drittel mit Wasser gefüllt war.

Am Winteranfang, berichtet Hans Schühlein weiter, dass seine Eltern die für das Frühjahr vorgesehenen Saatkartoffel für Nahrungszwecke aus dem Keller holten. Um die Milchkühe und Kälber über den Winter zu bekommen, wurde nicht nur jeder Halm Stroh, sondern auch Laub von den Bäumen, Kartoffelkraut und Waldstreu verfüttert.

Die Versorgungslage war auch deshalb so schwierig, weil die Häuser vollgestopft waren mit Heimatvertriebenen und auf den Flüssen kaum Schiffe verkehren konnten, um Lebensmittel, Kohlen und Düngemittel transportieren zu können.

Die prekäre Ernährungslage führte dann auch dazu, dass aus den Feldern, Gärten und Kellern viel gestohlen wurde. In Kellern bei Flachslanden holten Diebe sogar nachts ein Kalb aus dem Stall der Familie Schühlein und schlachteten es auf dem Acker.

Die Wende zum Besseren setzte dann im Frühjahr 1948 ein, als Zwischenfrüchte und Gras auf den Wiesen wuchsen und die Kühe schon am 20. April auf die Weide getrieben werden konnten. Im April 1948 wurden dann am Bahnhof Rosenbach ausländische Kartoffeln ausgeladen, die auch zum Auspflanzen verwendet werden konnten.

Noch größer war die Trockenheit nach Erzählungen in der Gegend im Jahr 1893. Die Großmutter von Hans Schühlein hatte erzählt, dass 1893 das gesamte auf den Grundwiesen zwischen Lehrberg und Kellern gewachsene Grummet auf eine Fuhr passte. Im nahen Borsbach ist in diesem Jahr das einzige Mal überhaupt der aus einer Quelle am Fuße der Steigung nach Birkenfels gespeiste Brunnen versiegt, was seitdem nie mehr erfolgte.

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Hans Schühlein aus Kellern. Foto: Fritz Arnold