Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
sehr geehrte Damen und Herren,
auch das zu Ende gehende Jahr 2024 ist wie im Flug vergangen. Friedlicher ist die Welt auch in diesem Jahr leider nicht geworden. Sie bleibt gefühlt im Krisenmodus und wer sich ruhigere Zeiten wünscht muss auf das nächste Jahr hoffen.
Die Ukraine muss sich immer noch gegen den russischen Angriffskrieg wehren und auch der Konflikt zwischen Israel und der Hamas bzw. der Hisbollah ist noch nicht beendet. Es ist zu hoffen, dass beide Kriege im neuen Jahr auf dem Verhandlungsweg zu Ende gebracht werden können und das Leid der Zivilbevölkerung und auch der Soldaten endlich zu Ende geht. Mit Spannung darf erwartet werden, wie sich der erneute Einzug von Donald Trump in das Weiße Haus hierbei auswirkt.
Aber auch in unserem eigenen Land bleibt es spannend. Die Ampel-Koalition ist nach drei von vier vorgesehenen Regierungsjahren zerbrochen. Allerdings sind in den drei Jahren mit der Krankenhausreform und den Gesetzen in Bezug auf den Ausbau der erneuerbaren Energien zwei Vorhaben umgesetzt worden, die sich auch direkt auf uns vor Ort auswirken werden.
Zerbrochen ist die Ampel an eigenen handwerklichen Fehlern und an ihrem Dauerstreit, der v.a. in der Wirtschaft große Unsicherheit ausgelöst hat. Unser Land befindet sich auf einer wirtschaftlichen Talfahrt, die Menschen sind verunsichert und das Vertrauen in die Politik schwindet. Die Inflation hat zwar im Lauf des Jahres nachgelassen, jedoch führt die Wirtschaftskrise mittlerweile zu deutlichen Einnahmeeinbußen bei den Kommunen.
Die Auswirkungen der Klimakrise werden mit jedem Jahr sichtbarer. Auch heuer gab es in verschiedenen Nachbargemeinden und auch bei uns wieder Starkregenereignisse mit vollgelaufenen Kellern. Andernorts gab es heftige Überschwemmungen, die weit über das hinausgehen, was uns 2016 getroffen hat. In diesem Jahr traf es Österreich, Tschechien, die Slowakei und Polen.
Trotzdem kann sich die Weltgemeinschaft nicht auf die nötigen Schritte zur Eindämmung des Klimawandels einigen. Die Verfechter und Profiteure der fossilen Energiequellen Öl und Gas geben immer noch nicht auf. Kaum sind die letzten Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet, sehen manche die Atomkraft schon wieder als Energie der Zukunft.
Unsere Gemeinde dagegen setzt schon seit über zehn Jahren auf erneuerbare Energien. Wir beweisen als kleine Gemeinde im ländlichen Raum, dass die Energiewende funktioniert und dass sie eine große Chance für die wirtschaftliche Entwicklung des Ländlichen Raums ist. Jedes Jahr zeigt sich mehr, dass wir mit den NorA-Bürgerwindpark Birkenfels und dem Wärmenetz Flachslanden den richtigen Weg eingeschlagen haben.
Und in diesem Jahr sind wir mit dem Solarpark Flachslanden einen großen Schritt in die richtige Richtung weitergegangen. Unser insgesamt ca. 22 ha großer Solarpark hat eine Leistung von 23,4 MWp und einem voraussichtlichen Jahresertrag von ca. 25.550 MWh und damit ungefähr genauso viel wie der NorA-Bürgerwindpark. Ihn hat kein Investor errichtet, sondern der Markt Flachslanden selbst über sein eigenes Unternehmen Neue Energie Markt Flachslanden UG (hb), selbstverständlich mit der Möglichkeit der Bürgerbeteiligung.
146 Bürgerinnen und Bürger haben sich beteiligt, davon 118 aus Flachslanden. Die Gesamtzahl der Anleger ist sehr beeindruckend, auch im Vergleich zum NorA-Bürgerwindpark mit insgesamt 220 Gesellschaftern. Besonders bemerkenswert ist auch die Verteilung der Investitionssummen: 47 % der Anteilszeichner haben Beträge zwischen 250 € und 5.000 € angelegt, was zeigt, dass das Projekt auch für Kleinanleger oder weniger erfahrene Anleger attraktiv war und gut angenommen worden ist.
Mittlerweile sind die Bauarbeiten an den beiden Anlagen an der Rangenmühle und in Kettenhöfstetten abgeschlossen und auch der Leitungsbau in das neue Umspannwerk Buch bei Trautskirchen steht vor seiner Fertigstellung. Möglichst bald nach der Jahreswende, auf jeden Fall aber noch im ersten Quartal 2025 wird der Solarpark Flachslanden mit dem Betrieb beginnen.
Dazu passt auch die Pflanzaktion, die am 29.11.2024 stattfand. Es war ein bemerkenswerter Tag, an dem die Bürgerinnen und Bürger im Randbereich der Photovoltaikanlage eine Vielzahl von Bäumen und Sträuchern gepflanzt haben. Ich bedanke mich bei allen fleißigen Helfern, die bei der Pflanzaktion mitgewirkt haben. Unter der fachkundigen Leitung von Marktgemeinderat Ulrich Messlinger war die Aktion ein voller Erfolg. Somit wird durch den Solarpark nicht nur grüner Strom produziert, sondern auch aktiv der Naturhaushalt aufgewertet.
Aber damit nicht genug. Parallel laufen die Planungen für den zweiten Windpark in unserer Gemeinde. Diesmal soll er im Bereich Ebenhofwald im Grenzbereich zwischen Flachslanden und Rügland entstehen. Die Ausweisung im Regionalplan als Vorbehaltsgebiet ist bereits erfolgt. Aktuell läuft das Verfahren zur Aufstufung als Vorranggebiet. Hier ist geplant, weitere drei bis vier Windkraftanlagen zu errichten, selbstverständlich mit der Möglichkeit der Bürgerbeteiligung, vorrangig für die Bürger der beiden Standortgemeinden. Klar ist, dass wir unseren Weg der konsequenten Nutzung der Potenziale der erneuerbaren Energie weitergehen werden. Die Energiewende in Deutschland ist unumkehrbar, das steht für mich weiterhin fest. Und wir setzen auf die Zukunft.
Dazu passt auch, dass wir schon mitten in der Planung für die Erweiterung unseres Wärmenetzes stecken. Im ersten Quartal 2025 werden wir gemeinsam mit der Fa. eco:net aus Ulsenheim entscheiden, welche Wärmequelle wir für die Erweiterung nutzen wollen und welchen Grundstückseigentümern wir den Anschluss an unser kommunales Wärmenetz anbieten können und zu welchen Konditionen. Die Aufnahme der Daten durch Herrn Ringelmann von eco:net konnte zwar schon im September abgeschlossen werden, allerdings verzögert sich die Auswertung aus verschiedenen Gründen um einige Wochen. Ich bin mir aber sicher, dass wir auch dieses EE-Projekt erfolgreich abschließen werden.
Aber auch in anderer Hinsicht konnten wir im letzten Jahr große Schritte in der Weiterentwicklung unserer Gemeinde gehen. Das Gesamtprojekt des Neubaus der Kläranlage Flachslanden mit Anschluss von Neu-stetten und Kettenhöfstetten läuft ja bereits seit Juni 2022. Der Bau der Kläranlage selbst ist schon seit längerem abgeschlossen, die Inbetriebnahme erfolgte bereits am 16.10.2023. Die eigentlich schon für 2024 vorgesehene offizielle Eröffnung mit einem Tag der offenen Tür für unsere Bürgerinnen und Bürger wird nach der Fertigstellung der letzten Arbeiten stattfinden.
Aktuell läuft noch der Umbau der alten Kläranlage an der Industriestraße zum Regenrückhaltebecken und Regenüberlaufbecken. Und auch die Arbeiten für den Bau der Pumpwerke an den Kläranlagen Neustetten und Kettenhöfstetten sowie deren Umbau und der Bau der Druckleitungen nach Flachslanden sind noch nicht vollständig fertiggestellt. Die gesamte Baumaßnahme wird jedoch endgültig im ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen, so dass dann auch die Einweihung erfolgen kann.
Ich bedanke mich herzlich für die Leistung der Verbesserungsbeiträge, deren Rate ja am 01.12.2024 fällig war. Bis auf wenige Ausnahmen wurden die Verbesserungsbeiträge auch schon sehr zuverlässig bezahlt. Dem Marktgemeinderat und mir ist bewusst, dass die beschlossene Umlegung von 70 % der umlegbaren Baukosten auf Verbesserungsbeiträge für viele von Ihnen eine große finanzielle Herausforderung war. Wir haben jedoch durch die Aufteilung auf fünf Raten versucht, die Belastungen so erträglich wie möglich zu halten. Außerdem kann ich Ihnen versichern, dass im Bereich Abwasser in den kommenden 20 Jahren keine weiteren größeren Investitionen mehr zu erwarten sind. Die neue Kläranlage Flachslanden wird voraussichtlich mindestens 40 Jahre arbeiten.
Auch für die Gemeinde war die Finanzierung des eigenen Anteils an der Kläranlage sehr herausfordernd. Genaue Zahlen liegen erst nach der Endabrechnung vor, aber wir gehen davon aus, dass er bei ca. 4 Mio. € liegen wird. Dazu kamen noch weitere Investitionen in Straßensanierungen in Wippenbau, Oberrosenbach und an der Rohrmühle sowie die zeitversetzte Auszahlung von staatlichen Fördermitteln für die Erweiterung des Kindergartens, die Kläranlage und auch die Straßenbaumaßnahmen. Weiterhin konnten in diesem Jahr die geplanten weiteren Verkäufe von Bauplätzen wegen des Einbruchs in der Baubranche nicht umgesetzt werden. Das führte dazu, dass die Gemeinde zum ersten Mal in meiner bisherigen Amtszeit gezwungen war, einen Kassenkredit aufzunehmen, und zwar in einer nicht unbedeutenden Höhe.
Um nicht in eine längere Phase zu geraten, in der wir so gut wie keine Investitionen mehr hätten tätigen können, haben wir uns dazu entschlossen, unser neues Kommunalunternehmen Markt Flachslanden (KMF) zu gründen und die Bereiche Wasser und Abwasser dorthin auszulagern. Das KMF übernimmt zum 01.01.2026 die gesamte Abwasseranlage und gesamte Wasserversorgung vom Markt Flachslanden und entlastet die Gemeinde damit von den vorgestreckten Investitionskosten. Die dafür nötigen Darlehen werden mit den Wasser- und Abwassergebühren finanziert und getilgt, die künftig an das KMF fließen.
Da die Gründung des Kommunalunternehmens zum 01.01.2025 erfolgen wird, kann die Entlastung der Gemeindekasse auch schon zum Jahreswechsel 2024/ 2025 erfolgen. Zum Vorstand des KMF wurde Geschäftsleiter Michael Sokolowski bestellt, der erste Bürgermeister ist der Vorsitzende des Verwaltungsrats, der wiederum identisch mit dem Gemeinderat ist. Für die Bürgerinnen und Bürger ändert sich zunächst nichts. Ab 01.01.2026 erfolgen dann alle Zahlungen für Wasser und Abwasser an das Kommunalunternehmen Markt Flachslanden anstatt an den Markt Flachslanden. Wir werden Sie jedoch über alle Änderungen rechtzeitig informieren.
Ich bedanke mich bei der deutlichen Mehrheit des Marktgemeinderats, die den schon im vorletzten Jahr gefassten Grundsatzbeschluss der Auslagerung von Wasser und Abwasser in ein Kommunalunternehmen bis zum Abschluss in der letzten Sitzung des Marktgemeinderats mitgetragen haben. Die einzige realistische Alternative wäre nur eine nochmalige Einhebung von Verbesserungsbeiträgen in nicht unerheblicher Höhe gewesen. Jetzt können wir das vermeiden und die restlichen Investitionskosten über einen Zeitraum von 40 Jahren über die Abwassergebühr finanzieren.
Die Bauarbeiten am Haus der Pflege „St. Sophia“ der Stiftung Liebenau verliefen das ganze Jahr 2024 über planmäßig. Nachdem der Spatenstich ja bereits im Juni 2023 stattgefunden hatte konnten wir am 30.07.2024 das Richtfest feiern. Der ursprüngliche Zeitplan kann fast eingehalten werden, so dass die ersten der 34 künftigen Bewohnerinnen und Bewohner im Mai 2025 in die Einrichtung einziehen können. Die Stiftung Liebenau aus Meckenbeuren im Bodenseekreis investiert knapp 8 Millionen Euro in das Projekt.
Durch den Bau des Pflegeheims entstehen rund 30 Arbeitsplätze in den Bereichen Betreuung, Pflege und Hauswirtschaft. Es ist auch geplant, Ausbildungsplätze anzubieten. Die Leitung wird Frau Manuela Scheller übernehmen, die bereits das Pflegeheim der Stiftung in Weidenbach leitet. Das Gebäude ist an das Wärmenetz der Neue Energie Markt Flachslanden UG angeschlossen. Das Grundstück wird vom Markt Flachslanden auf Erbpachtbasis zur Verfügung gestellt.
Nachdem das Haus der Pflege endgültig in trockenen Tüchern ist und auf die Zielgerade einbiegt bin ich überzeugt, dass wir im neuen Jahr jetzt auch für das Mehrgenerationenhaus in der Borsbacher Straße eine Lösung finden werden. Erste Gespräche sind bereits für Januar terminiert.
Mein besonderer Dank gilt allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeinde und allen, die in den anderen Betrieben in unserer Gemeinde arbeiten und den Laden am Laufen halten. Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Tagespflege der Caritas und der ambulanten Pflegedienste. Und ich danke dem tollen Team unserer Arztpraxis Dr. Raster. Das ist eine weitere Erfolgsgeschichte in unserer Gemeinde, auf die alle Beteiligten mit Recht stolz sein können. Viele Gemeinden beneiden uns darum.
Sicher hält auch das neue Jahr 2025 die eine oder andere Überraschung bereit, hoffentlich mehr positive als negative. Sicher wird es ein arbeitsreiches Jahr mit vielen Herausforderungen werden. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, damit wir unsere Gemeinde erfolgreich weiterentwickeln können. Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes neues Jahr 2025, viel Glück und persönliches Wohlergehen.
Hans Henninger, 1. Bürgermeister