Skip to main content

Flachslanden bekräftigt Partnerschaft mit Cornil und Sainte-Fortunade aus dem Limousin

Erstellt von Hans Henninger |

Ersten offiziellen Besuch aus Frankreich begrüßt

Cornil hat eine alte Kirche, hoch über dem Dorf. Jetzt hat Cornil zwei Kirchen. Sainte-Fortunade hat ein altes Schloss, direkt an der Hauptstraße. Jetzt hat Sainte-Fortunade zwei Schlösser. Geschaffen hat Kirche und Schloss Ludwig Röthel, Holzbildhauer aus Flachslanden. Sie sind klein, so klein, dass sie gut in den Bus passen, mit dem die 50 französischen Gäste sich am 3. Oktober wieder auf den Weg machten. Aber sie sind groß genug, dass Flachslanden nun für immer zu den beiden Orten im Limousin gehört.

Das passt“, sagt der Künstler. „Meine Familie ist einst aus Frankreich  gekommen.“ Sie gehörte zu den Hugenotten, die im 17 . Jahrhundert wegen ihres protestantischen Glaubens vertrieben wurden, und fand eine neue Heimat in Erlangen. „Das kann man noch genau zurückverfolgen.“ Ludwig Röthel ist noch im Erlanger Raum geboren, doch vor vier Jahrzehnten ist die Familie nach Flachslanden umgesiedelt. Auf dem elterlichen Hof hat neben der Landwirtschaft immer auch die Kunst eine große Rolle gespielt, was der Gemeinde mit rund 2400 Einwohnern das Glück bescherte, nicht weit suchen zu müssen, als es darum ging, mit zwei Holzreliefs ein passendes Geschenk zu finden für den ersten Besuch der neuen Freunde.

Vor einem Jahr hat Bürgermeister Hans Henninger in Cornil und Sainte-Fortunade eine Partnerschaft besiegelt. „Ich denke oft daran“, beginnt Henninger seine Rede, die er zweisprachig hält. Er hat den Part übernommen, den Menschen zu danken, die die Beziehung zu den beiden Nachbargemeinden angeschoben haben. Drei Kilometer sind sie voneinander getrennt, in dem weiten Land, das noch keine Verwaltungsreform gesehen hat und in dem es deshalb viele kleine selbstständige Gemeinden gibt.

Damit sind es 1016 Kilometer von Flachslanden nach Sainte-Fortunade und 1019 Kilometer nach Cornil. Eine weite Reise, die jede Begegnung mit einer langen Fahrt beginnen lässt, was die fröhlichen Flachsländer allerdings beim ersten Besuch vor einem Jahr eher als Chance zusätzlicher Unterhaltung denn als Hindernis sahen. Kein Problem ist die Entfernung, meint der Bürgermeister, und schickt seine Hoffnungen vom Rednerpult. „Ich wünsche der Partnerschaft unter dem Dach der europäischen Einigung feste Bande und eine lange Dauer und unseren Bürgern und unserer Jugend viele Freundschaften untereinander.“

Es ist eine eigene Geschichte, wie Flachslanden plötzlich zu einem eigenen Rathaus kam, und reiner Zufall, dass das Rathaus justament mit dem Besuch aus Frankreich eingeweiht wird. Es ist noch nicht ganz fertig, aber der Hof ist gepflastert, gerade rechtzeitig, und damit wird in die Ortsgeschichte eingehen, dass der Gesangverein als erster dort romantische deutsche Lieder sang, die Blaskapelle aus dem Ortsteil Virnsberg als erstes Lied die Marseillaise, Frankreichs Nationalhymne, übers Pflaster schmetterte und Georges Mirat und Nadine Duval-Plantagenest die ersten Tänzer auf dem Rathaushof waren. Sie gehören zur Volkstanzgruppe „Les Reveilhes“ („Die Aufgeweckten“) aus Sainte- Fortunade. Die Gruppe hat zwei Trachten, für Sommer und Winter, und die Männer tragen einen breitkrempigen Hut. Einen solchen trägt künftig auch Richard Bartsch, der Präsident des Bezirkstags. Den Hut geschenkt haben ihm die beiden Bürgermeister aus dem Limousin, als Dankeschön für die tatkräftige Hilfe des Bezirks beim steten Ausbau der Partnerschaft mit dem Limousin. 30 Gemeinden aus Mittelfranken sind mit Flachslanden jetzt schon dabei.

Ich möchte Ihnen meine Freude und den Stolz mitteilen, die mich heute erfüllen“, sagt Cornils Bürgermeister Pascal Fouche auf Deutsch, was ihm spontanen Beifall einbringt. „Unsere Partnerschaft ist eine Begegnung zwischen Menschen, zwischen zwei Kulturen, zwischen zwei Traditionen. Sie steht unter der Bereitschaft, immer wieder gegenseitig und respektvoll unsere Bräuche, unsere Kultur, unser Erbe, unsere Umwelt und unsere Umgebung zu entdecken.“ Die Neugierde sei entscheidend, so das Oberhaupt der 1400-Einwohner-Gemeinde, um das Gemeinsame zu entdecken und Trennendes zu überwinden. „Wir teilen gemeinsame Werte von Frieden, von Gerechtigkeit, von Toleranz und Freiheit. Wir freuen uns darauf, Sie alle bei uns begrüßen zu dürfen. Und wir freuen uns noch mehr darauf, wiederzukommen.“

Damit sei fast alles schon gesagt, schmunzelt sein Amtskollege Michel Jaulin aus Sainte-Fortunade. „Die Partnerschaft beruht auf einem gegenseitigen Respekt, auf der Bereitschaft, unseren Horizont zu erweitern. Aber sie ist vor allem durch die Wertschätzung, die uns verbindet, besiegelt.“ Jede Initiative dieser Art sei „ein wichtiger Teil der humanistischen Bewegung, in der Männer und Frauen versuchen, ihre Ängste zu überwinden, ihr Misstrauen dem anderen gegenüber, weil er Ausländer oder manchmal anders ist“. Kleine Schritte gelte es zu tun, schließt Michel Jaulin auf Deutsch. „Wer könnte es besser sagen als Goethe: Es soll nicht genügen, dass man Schritte tut, die einst zum Ziele führen, sondern jeder Schritt soll Ziel sein und als Schritt gelten.“

Weshalb Nicole Guggenberger und Regine Fraysse gleich einen kleinen Schritt miteinander gehen. Die Vorsitzenden der Partnerschaftsvereine halten eine gemeinsame Rede, jede in der Sprache der anderen. „Von Anfang an merkten wir: Die Beweggründe für dieses Treffen waren auf beiden Seiten der Grenze die gleichen. Es ist für uns der Beginn eines langen Abenteuers.“ Das man nur bestehen könne, wenn möglichst Viele auch die Lust am Entdecken mitbringen.

„Die Bürgermeister haben die Verbindung initiiert. Existieren und von langer Dauer sein kann sie nur, wenn die Menschen aus unseren Gemeinden diese Partnerschaft aufbauen, um damit die Kultur der anderen kennenzulernen.“ Im nächsten Jahr wird wieder ein Bus von Flachslanden aufbrechen, zum Gegenbesuch. Vielleicht ist dann auch Ludwig Röthel dabei, um sich anzuschauen, wie sein Schloss und seine Kirche in die beiden Orte im Land seiner Vorfahren passen.

Zurück
Die Bürgermeister Michel Jaulin, Hans Henninger und Pascal Fouche (von links) bekräftigten ihre im vergangenen Jahr geschlossene Partnerschaft nun auch in Flachslanden. Bezirkstagspräsident Richard Bartsch sah es mit Freude.
Die beiden Vorsitzenden der Partnerschaftsvereine: Nicole Guggenberger (links) und Régine Fraysse.
Georges Mirat und Nadine Duval-Plantagenest von der Volkstanzgruppe „ Les Reveilhes“ weihten den neuen Rathausplatz ein.
Richard Bartsch hat nun auch einen Hut aus dem Limousin.
Die Blaskapelle Virnsberg schmetterte als erstes Lied die Marseillaise, Frankreichs Nationalhymne, übers Pflaster.
Der Gesangverein Flachslanden sorgte für die richtigen Töne und denkt bereits über ein Konzert in Frankreich nach.
Die Flachsländer Kirche mit Motiven vom Marktplatz für Cornil.
Das Schloss des Deutschen Ordens auf der Scheibe für Sainte-Fortunade.
Der Holzbildhauer Ludwig Röthel aus Wippenau.
Flachslanden hat nun je einen Wegweiser nach Cornil und Sainte-Fortunade.