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Heimatverein stellt Buch „Flachslanden und seine Ortsteile im Dritten Reich“ vor

Der 16. April ist ein Jahrestag, den die älteren Bürger von Flachslanden und dem Gemeindeteil Virnsberg mit schrecklichen Erinnerungen verbinden. Am Montag, 16. April 1945, haben amerikanische Truppen von Oberaltenbernheim und dem Hörhof kommend das Gebiet der Gemeinde Flachslanden erreicht. Weil deutsche SS-Soldaten einem unsinnigen Befehl folgend den Ort verteidigten, nahmen die Angreifer erst Virnsberg und dann Flachslanden unter Beschuss.

In Virnsberg gingen acht Wohnhäuser und 14 Scheunen in Flammen auf. Sieben deutsche Soldaten und ein Virnsberger starben. Rechtzeitig zu diesem Jahrestag ist das Buch „Flachslanden und seine Ortsteile im Dritten Reich“ fertig geworden, in dem der Heimatverein die Ereignisse während des „Dritten Reiches“ in Flachslanden dokumentiert. Das Buch wurde am 16. April 2014, dem 69. Jahrestag des Einmarschs der Amerikaner, im Gasthaus „Rose“ in Flachslanden vorgestellt.

Die beiden Autoren, Martin Meßlinger und Fritz Arnold, haben in jahrelanger Arbeit Unterlagen gesammelt und viele Zeitzeugen befragt. Im Vorwort schreiben sie, dass es eigentlich zu spät ist, da die meisten Zeitzeugen gestorben sind und nicht mehr befragt werden können. Andererseits sei es aber auch zu früh, da Manches nicht ohne Nennung von Namen berichtet werden kann und man niemanden öffentlich bloßstellen möchte. Nachkommen von denen, die sich etwas zuschulden kommen ließen, sollten nicht ärgerlich werden, denn sie haben eben so wenig Schuld an den damaligen Ereignissen wie alle Nachgeborenen. Die Berichte über das, was damals geschah, sollen auch keine Anklage sein, so schreiben die beiden, da niemand weiß, wie er sich in einer ähnlichen Lage verhalten hätte.

Das Buch mit über 90 Dokument und Bildern auf 152 Seiten beginnt mit der Schilderung der wirtschaftlichen schwierigen Zeit Ende der 1920er Jahre, die Hitler nutzte, um an die Macht zu kommen. Und als es wirtschaftlich rasch aufwärts ging und auch der Jugend viel geboten wurde, stieß die NSDAP auch in Flachslanden auf zum Teil frenetische Anhänger.

Detaillierte Schilderungen über die letzten Kriegstage sind den Tagebüchern vom damaligen Pfarrer Richard Jahn zu danken. Am gleichen Tag, als in Virnsberg dunkle Wolken aufstiegen, nahmen amerikanischen Bomber Flachslanden selbst unter Beschuss, bis schließlich am Abend des 16. April ein Bombenvolltreffer das Gasthaus Rebelein am Marktplatz zerstörte. Zwei Frauen starben, mehrere wurden verletzt aus den Trümmern der „Krone“ geborgen.

Derweilen fuhren die amerikanischen Panzer nicht wie erwartet nach Flachslanden, sondern über die Lockenmühle nach Kettenhöfstetten, Borsbach und Birkenfels sowie von dort weiter Richtung Ansbach. Auf diesem Weg kam es, teilweise auch durch deutschen Beschuss, zu erheblichen Verwüstungen. Insgesamt gingen in der Gemeinde 49 Gebäude in Flammen auf, acht Menschen starben. In brennenden Scheunen in Borsbach und Birkenfels kamen 88 Schafe und weitere Tiere um.

Über Einzelheiten dieser schweren Zeiten sind in dem Buch Berichte von Zeitzeugen enthalten, die zum Teil nicht mehr am Leben sind. Darin ist auch ein Vorfall geschildert, der bisher in Flachslanden kaum bekannt war: In den letzten Kriegstagen kam im Saal Rebelein ein „Schnellgericht“ zusammen, das einen deutschen Soldaten zum Tode verurteilte, weil er verängstigten Frauen geraten hatte, eine weiß Fahne aus ihrem Haus zu hängen, damit es nicht beschossen wird.

Als die Waffen schwiegen, folgten noch lange harte Zeiten. Aus den Ostgebieten strömten 778 Flüchtlinge in die Gemeinde. Die schwierige Versorgungslage infolge einer zusammen gebrochenen Infrastruktur verschärfte sich noch zusätzlich durch schlechte Ernten infolge von Trockenheit.

Das Buch kostet 15 Euro. Es kann beim Heimatverein, bei  der Gemeindeverwaltung, in den Gaststätten, bei den heimischen Bankfilialen und Ansbacher Buchhandlungen erworben werden.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Wolfram Heinlein für das Erstellen des Layouts und bei folgenden Institutionen und Körperschaften, die es durch großzügige Spenden möglich gemacht haben, dieses zeit­geschichtlich wertvolle Buch zu einem günstigen Preis abzugeben:

 

  • RaiffeisenVolksbank Ansbach
  • Markt Flachslanden
  • Sparkasse Ansbach
  • Landkreis Ansbach
  • Bezirk Mittelfranken

 

Hans Henninger
Vorsitzender Heimatverein und 1. Bürgermeister

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Die Titelseite des Buches "Flachslanden und seine Ortsteile im Dritten Reich"
Schreinermeister Fritz Körber (Mitte) fertigte nach den Luftangriffen am 22./23. Februar 1945 mit französischen Kriegsgefangenen 350 Särge und lieferte sie mit Fuhrwerken nach Ansbach. Foto: Alexander Biernoth